Wie kann gemeinwohlorientiertes, soziales und klimagerechtes Wohnen in Zukunft gelingen? Wer diese Frage mitdiskutieren möchte, ist herzlich eingeladen zur diesjährigen Konferenz des bundesweiten Netzwerks Mieten & Wohnen am 26. und 27. September 2025 in Dortmund. Tauschen auch Sie sich aus mit Fachleuten und Aktivist:innen, mit Forschenden, Beratenden und Interessierten aus vielen Städten und Regionen.
Vor zehn Jahren schlossen sich alternative Mietervereine aus Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, Münster, Bremen, Dortmund und weitere mietenpolitisch Interessierte zum Netzwerk Mieten & Wohnen zusammen. Ihr Ziel: einen Raum zu schaffen für strategische Debatten, langfristige Perspektiven und eine überregionale Verbindung wohnungspolitisch Engagierter. „Wir wollten einen programmatisch und theoretisch ausgerichteten Denksalon – eine Art Thinktank, in dem sich auch Menschen jenseits der klassischen Mietervereinsstrukturen und der gängigen Rechtsberatung austauschen können“, beschreibt Benjamin Raabe, Rechtsanwalt im Republikanischen Anwaltsverein, die Motivation zur Gründung.
Was als Vernetzungstreffen begann, ist heute eine Plattform für kritische wohnungspolitische Debatten, getragen von Fachleuten, Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und verschiedenen Organisationen. Der gemeinnützige Trägerverein Mieten & Wohnen organisiert jährlich eine Netzwerkkonferenz und veranstaltet unterjährig mietrechtliche Expert:innenveranstaltungen in Onlineformaten.
Austausch mit Perspektivenvielfalt
Das Netzwerk versteht sich als offener Denkraum, nicht als politische Kampagnenstruktur oder Interessenverband. Statt um Konsens geht es um einen interdisziplinären Austausch: Mietrechtsexpert:innen und Sozialarbeiter:innen bringen sich ebenso ein wie Ökonom:innen, Bauingenieur:innen, Architekt:innen sowie Aktivist:innen aus stadtpolitischen Initiativen, der Mietenbewegung, Sozialverbänden oder der Wohnungslosenhilfe. Auch Einzelpersonen ohne institutionelle Anbindung sind willkommen.
Verschiedene Arbeitsgruppen des Netzwerks – wie etwa die AGs „Mietrecht neu denken“ und „Klimaschutz und Wohnen“ – entwickeln Konzepte, Reformvorschläge und Diskussionsimpulse, die in Fachverbände, politische Initiativen oder Gesetzesdebatten einfließen. Im Mittelpunkt steht die Wissens- und Perspektivenvielfalt – nicht die Festlegung auf eine gemeinsame Linie. „Als Netzwerk können wir uns kaum geschlossen zu politischen Fragen äußern – dafür sind wir zu divers. Aber genau darin liegt unsere Stärke: Wir öffnen Räume für Diskussionen, die anderswo oft zu kurz kommen“, sagt Raabe.
Konferenz 2025: Förderung und sozialer Zusammenhalt als Schlüsselthemen
Die diesjährige Konferenz in Dortmund steht unter dem Motto:
„Zwischen Förderung und Verantwortung – Wohnraum als Gemeingut denken“
Im Zentrum steht die Kontroverse um Subjekt- versus Objektförderung: Soll der Staat finanziell schwächere Mieter:innen direkt unterstützen, zum Beispiel durch Wohngeld oder Mietzuschüsse? Oder soll er die Angebotsseite fördern, etwa durch gemeinnützigen Wohnungsbau, Steueranreize oder Zuschüsse für klimagerechtes Bauen? Welchen Einfluss hat die gängige Praxis der Subjektförderung auf die Wohnungsmärkte? Und in welchem Maß trägt der Staat die Verantwortung für eine soziale und ökologische Wohnraumversorgung?
Diese Diskussion berührt aktuelle finanz- und wirtschaftspolitische, wohnungs- und sozialpolitische Fragen – insbesondere vor dem Hintergrund steigender Wohnkosten, des Wohnraummangels in den Städten und Ballungsräumen sowie der großen ökologischen Herausforderungen im Gebäudebestand. Die Dreifachkrise aus Mietenexplosion, Klimawandel und sozialer Spaltung erfordert konsequentes und mutiges wohnungspolitisches Handeln.
Wohnungsmärkte im Schatten der Finanzialisierung
„Subjektförderung“, „Wohnraumförderung und Gemeinnützigkeit“ sowie„Klimaschutz und Wohnen“ sind die diesjährigen Arbeitsgruppen in den drei Panels mit insgesamt acht Workshops an zwei Tagen – etwa zur Wohnkostenfinanzierung, zur sozialen Dimension von Klimaschutzmaßnahmen oder zu alternativen Eigentumsformen. Den Auftakt macht der Impulsvortrag „Wohnen im Westen – Wohnungspolitische Herausforderungen zwischen Heimbach und Köln“ von Melanie Kloth (NRW.Bank, Wohnraumförderung). Das Abschlusspodium „Zwischen Rendite und Regulierung – Wohnungsmärkte im Schatten der Finanzialisierung“ wirft einen Blick auf die strukturellen Kräfte, die unsere Wohnungsmärkte prägen – und diskutiert, wie wir ihnen politisch begegnen können.
Mitdenken und mitdiskutieren
Eingeladen sind alle, die sich für Wohnungsfragen interessieren – ob aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, sozialen Bewegungen, Mieter:inneninitiativen, Gewerkschaften oder Sozialverbänden. Spannend dabei: Das Netzwerk führt die Diskussion an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis – und bietet Raum auch für kontroverse Fragen. Neben den Mieter:innenvereinen und Mietrechtsexpert:innen aus dem Republikanischen Anwält:innenverein fließt insbesondere die Perspektive der Sozialverbände sowie die der Wohnungslosenvertretungen ein. Viele unserer Kolleg:innen im BMV sind ebenfalls bei der Konferenz vertreten.
fs
17.07.2025