Gefördert von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, beraten die Mitarbeiter:innen des Projekts „Berliner Hausbesuche“ Senior:innen ab 70 Jahren in deren Wohnzimmern. Es geht um selbstständiges Leben im Alter – und wer dabei unterstützen kann.

Foto: Malteser Hilfsdienst e.V./Julian Stähle
Muss man im Alter zwangsläufig kürzertreten? Nein, findet Indra Sarkar, Koordinatorin des Projekts „Berliner Hausbesuche“, und nennt ein Beispiel: „Eine verwitwete 78-Jährige liebt das Theater, traute sich den Weg dorthin aber nicht mehr allein zu.“ Sarkars Kolleg:innen konnten hier schnell helfen. „In Berlins Bezirken gibt es verschiedene Mobilitätsangebote, von Fahrdiensten bis hin zum Begleitservice in öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Foto: Malteser Hilfsdienst e.V./Julian Stähle
Über diese und weitere Möglichkeiten für Senior:innen, am öffentlichen Leben teilzunehmen, informieren die geschulten Mitarbeiter:innen der „Berliner Hausbesuche“. Als sogenannte Lotsen und Lotsinnen treffen sie sich mit Menschen ab 70 Jahren in deren Zuhause oder in Wohnortnähe und lassen sich in Ruhe erzählen, mit welchen Widrigkeiten ihr Gegenüber zu tun hat. Auch gemeinsame Termine mit Angehörigen oder Betreuer:innen sind möglich – jedoch nie über den Kopf der Älteren hinweg, betont Sarkar. In den sehr persönlichen Gesprächen gehe es meist um mehr als nur ein Thema. „Im Mittelpunkt steht oft die Frage: Wie kann ich selbstständig bleiben?“ Informationen zu Pflege-, Einkaufs- und Alltagshilfen liegen daher in einem Ranking des Projekts weit vorn. Man könne sich hierzu Anlaufstellen zusammensuchen, so Sarkar, „aber ältere Menschen sind damit oft überfordert.“ Dass es berlinweit sogenannte Pflegestützpunkte gibt, die Pflegebedürftige und Angehörige umfassend beraten, sei vielen unbekannt. Dasselbe gelte für Angebote von Einrichtungen, die etwa Computerkurse für Ältere im Programm haben oder einfach Begegnungen mit Nachbar:innen möglich machen.
„Mit Herzblut dabei“

Foto: Malteser Hilfsdienst e.V.
Die Mitarbeiter:innen des Projekts, jeweils zwei pro Bezirk, kennen postleitzahlengenau alle Unterstützungsangebote in den Kiezen – inklusive Ansprechpartner:innen und Kontaktdaten. Netzwerkarbeit sei ein großer Bestandteil der Arbeit bei den „Berliner Hausbesuchen“, sagt Sarkar. „Wir haben 350 Netzwerkpartner in den Bezirken.“
Bei einem Hausbesuch nähmen die Mitarbeiter:innen des Projekts individuelle Probleme wahr und könnten zielgerichtet auf Angebote verweisen. „Wir erfassen außerdem langfristig, was noch fehlt und melden Bedarfslücken an den Senat.“ Ihre Leute seien „mit Herzblut dabei.“ Für nicht-muttersprachliche Senior:innen, in der Ü-70-Generation eine große Gruppe, gestalten sich die Hausbesuche etwas schwieriger. Der Erstkontakt muss auf Deutsch erfolgen, danach kann es aber kostenfreie Unterstützung durch Übersetzer:innen geben.
Carola Rönneburg
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Seit 2024 führt die katholische Organisation „Malteser Hilfsdienst e.V.“ ihre „Berliner Hausbesuche“ in allen Berliner Bezirken durch und hat seither rund 5 000 Senior:innen beraten. Die direkten Ansprechpartner:innen finden sich auf der Website berliner-hausbesuche.de. Hier sind auch Orte wie Einkaufszentren aufgeführt, an denen die Malteser regelmäßig Info-Stände zum Thema betreiben. Projektkoordinatorin Indra Sarkar beantwortet außerdem Anfragen telefonisch oder über ihre E-Mail-Adresse. Wichtig zu wissen: Die Mitarbeiter:innen der „Berliner Hausbesuche“ melden sich niemals unaufgefordert bei Senior:innen.
cr
01.10.2025




