Ende Mai geht die „EnergyMap Berlin“ online – ein neues, frei zugängliches Tool, das gebäudescharfe Daten zu Energieeffizienz und -verbrauch liefert. Bürger:innen, Eigentümer:innen und Planer:innen erhalten damit erstmals fundierte Einblicke in den energetischen Zustand einzelner Gebäude. Ein praktisches Werkzeug, das Orientierung, Transparenz und aktive Beteiligung ermöglicht.

Rund die Hälfte der CO2-Emissionen in Berlin entsteht im Wärmesektor. Noch immer dominieren fossile Energieträger. Auch die Heizkraftwerke, die Fernwärme liefern, laufen zu über 90 Prozent mit Gas und Steinkohle. Obwohl die Berliner Regierung den CO2-Ausstoß auf ein klimaneutrales Niveau senken will, stockt die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.
Um die Erderwärmung wirksam zu bremsen und die Abhängigkeit von Energieimporten zu senken, müssen auch Einsparpotenziale beim Energieverbrauch konsequent erschlossen werden. Energetische Modernisierungen von Wohngebäuden spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie senken den Heizbedarf – und damit auch die Kosten für private Haushalte. Damit solche Maßnahmen eine breite gesellschaftliche Akzeptanz finden, müssen sie jedoch sozialverträglich ausgestaltet sein.
Bislang fehlte es jedoch an einer detaillierten Datengrundlage: Der Energieverbrauch steht meist nur auf Block- oder Postleitzahl-Ebene zur Verfügung.
Werkzeug für die Wärmewende
Hier setzt die „EnergyMap Berlin“ an. Federführend für die Entwicklung ist ein Zusammenschluss aus Wissenschaft, Verwaltung und Unternehmen. Die Online-Plattform zur „Erstellung eines gebäudescharfen digitalen Wärmekatasters für den Gebäudebestand des Landes Berlin“ (Laufzeit 2022 bis 2025) wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Projektpartner sind die UDK Berlin, Co2Online, Senercon, das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und die Ingenieurgesellschaft Luft Umwelt Planung. Das Tool modelliert den Energieverbrauch auf Gebäudeebene – stadtweit und für alle relevanten Akteure der Wärmeplanung zugänglich. Die Grundlage bilden Daten von Energieversorgern, Gebäudemodellierungen aus dem städtischen Geoinformationssystem sowie Verbrauchsdaten öffentlicher Gebäude.
Auch Berliner:innen sind eingeladen mitzuwirken. Denn die „EnergyMap Berlin“ verknüpft zwei zentrale Informationsquellen: Einerseits berechnete Werte zum Heizwärmebedarf einzelner Gebäude – basierend auf öffentlich verfügbaren Angaben wie Baujahr oder Gebäudetyp. Andererseits können Bürger:innen freiwillig echte Verbrauchsdaten, zum Beispiel aus ihrer Heizkostenabrechnung, über die Online-Plattform beisteuern.
Diese Verbindung von Modellierung und Realität schafft eine belastbare Datengrundlage – für Wissenschaft, Stadtplanung und alle, die die Wärmewende in Berlin mitgestalten und vorantreiben wollen.
Zusammenspiel mit dem Wärmekataster der Senatsverwaltung
Die „EnergyMap Berlin“ ist eng mit der Senatsverwaltung für Klimaschutz verknüpft, die ein eigenes Wärmekataster entwickelt. Da dieses sensible Infrastrukturdaten enthält, bleibt es verwaltungsintern. Die EnergyMap nutzt jedoch ausgewählte Daten daraus – und liefert im Gegenzug Prognosen, wo dem Kataster Informationen fehlen. Dabei bleibt der Datenschutz gewahrt: Das Projekt verweist darauf, dass keine echten Verbrauchswerte, sondern ausschließlich modellierte Werte für einzelne Gebäude abrufbar sind.
Das Projektteam plant jährliche, frei verfügbare Updates. So lassen sich etwa energetisch ineffiziente Gebäude identifizieren, die vorrangig saniert werden sollten, oder effiziente Quartierslösungen entwickeln – eine wichtige Grundlage für gezielte Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler Ebene.
Neben Verwaltung, Bauherren und Energieversorgungsunternehmen sollen auch Bürger:innen von der EnergyMap profitieren. Sie können etwa die Energieeffizienzklasse ihres Gebäudes oder den prognostizierten Heizwärmebedarf auf Gebäudeebene einsehen.
Neue Grundlage für eine gerechtere CO2-Bepreisung
Diese Informationen könnten künftig auch die Grundlage für eine bessere Verteilung der CO2-Bepreisung bilden. Derzeit erfolgt die Aufteilung nach einem 10-Stufen-Modell, das sich am Verbrauch orientiert. Ziel ist es, Mieter:innen zum Energiesparen und Vermieter:innen zu Sanierungen zu motivieren. In der Praxis führt das jedoch zu Ungerechtigkeiten: Wenn kein Energieausweis vorliegt, wird der CO2-Preis allein nach dem Verbrauch bemessen – unabhängig vom baulichen Zustand. Das benachteiligt vor allem sparsame Mieter:innen in energetisch schlechten Gebäuden, die für den hohen Verbrauch nicht verantwortlich sind.
Hier können die EnergyMap Berlin und das Wärmekataster der Senatsverwaltung den energetischen Zustand eines Gebäudes ermitteln. Dadurch stehen die Eigentümer:innen stärker in der Verantwortung – ein wichtiger Schritt hin zu einer sozial gerechteren und wirksameren CO2-Bepreisung.
Um die Perspektive von Mieter:innen einzubringen, wird auch Sebastian Bartels, Geschäftsführer im Berliner Mietervereins, bei der Präsentation der EnergyMap vertreten sein. Vorgestellt wird das Projekt im Rahmen der „Berliner Energietage 2025“.
Der Eintritt ist frei: Alle interessierten Mieter:innen sind herzlich willkommen!
ml
ENERGIETAGE 2025
Wann: Mittwoch, 28. Mai 2025, 9 Uhr
Wo: Ludwig-Erhard-Haus, Fasanenstraße 85, 10623 Berlin
22.05.2025