Wie kann es sein, dass ein bewohntes Mietshaus, noch dazu im Milieuschutzgebiet, seit über zwei Jahren ohne Dach ist? Warum schreitet das Bezirksamt nicht ein? Das fragen sich zu Recht die Mieter:innen der Luitpoldstraße 23 in Schöneberg.
Foto: Sabine Mittermeier
Die Nässe und Feuchtigkeit ist im ganzen Haus. „Wenn es regnet, läuft es bei mir in die Küche“, berichtet Mieterin Doreen Klinge. Noch schlimmer hat es eine Familie aus dem obersten Stockwerk getroffen. Sie musste vor zwei Jahren Hals über Kopf ausziehen, nachdem im Zuge von Bauarbeiten am Dach plötzlich das Wasser durch die Decke schoss. Mittlerweile sind Teile der Decke eingestürzt, über den Dachstuhl ist nur noch eine Plane gespannt. Irgendwelche Bauaktivitäten finden schon lange nicht mehr statt, das Haus verkommt immer mehr. Die beiden Wohnungen unterm Dach wurden von der Bauaufsicht gesperrt.
Ansonsten lässt sich die bezirkliche Bauaufsicht, die nach eigenen Angaben seit Oktober 2023 von den Zuständen weiß, offenbar vom Eigentümer hinhalten. Die bereits festgesetzten Zwangsgelder mussten aufgehoben werden, erklärt Eva Majewski Sparacino (CDU), Stadträtin für Stadtentwicklung in Tempelhof-Schöneberg. Einer behördlichen Anordnung, den Dachbereich wetterfest zu machen, wurde bis heute nicht nachgekommen. „Dabei wurde uns zugesichert, dass der Dachausbau Ende Januar 2025 beendet und anschließend das Dach gedeckt werde“, sagt ein Sprecher der Stadträtin. „Voraussichtlich“ werde demnächst eine erneute bauordnungsrechtliche Anordnung an den Eigentümer ergehen.
Warum darf das jemand so lange machen? „Das Bezirksamt ist doch da, uns zu helfen!“, empört sich Doreen Klinge. Sie und ihre Nachbar:innen vermuten, dass sie schlichtweg mürbe gemacht und zum Auszug bewegt werden sollen. Der beauftragte Projektentwickler, die Casada GmbH, bietet Abfindungen für den Auszug an. Die Wohnungen wurden in Eigentum umgewandelt, einige sind schon verkauft worden. Doch die verbliebenen Mieter:innen sind fest entschlossen, um ihr Zuhause zu kämpfen.
Birgit Leiß
30.10.2025
