Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia ist sehr erfinderisch, wenn es um die Umlage neuer Betriebskosten geht. Jüngste Idee: die Wartung von Brandschutztüren, von deren Existenz die Mieter:innen bisher nichts geahnt haben.

Derzeitiger Zustand der Hauseingangstür, Baujahr 1958
Foto: Sabine Mittermeier
So wie den Mieter:innen der Martin-Luther-Straße 108-118 erging es vielen. Sie erhielten in den letzten Monaten von der Vonovia die Ankündigung, dass ab 2025 die Brandschutztüren in ihrem Haus jährlich gewartet werden und sie die Kosten mit der nächsten Betriebskostenabrechnung zu tragen hätten. Im Fall der Martin-Luther-Straße würde sich das voraussichtlich auf 70,61 Euro pro Aufgang belaufen.
„Welche Brandschutztüren?“, fragt sich nicht nur Mieter Thomas Knauf-Lapatzki. Er wohnt seit 40 Jahren im Haus und als ehemaliger Feuerwehr-Reporter der taz wären sie ihm aufgefallen.
„Es kann sein, dass sich in den Gebäuden Brandschutztüren befinden, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen sind. Im Zuge der nächsten Wartung werden wir vor Ort alle Brandschutztüren entsprechend kennzeichnen“, erklärt Vonovia-Sprecher Christoph Metzner auf MieterMagazin-Nachfrage. Es seien pro Aufgang zwei Türen, wo sich diese aber befinden, teilt er nicht mit. Zu ihrer Beschaffenheit sagt Metzner lediglich: „Die Materialien dieser Türen sind unterschiedlich.“

Foto: Berliner Feuerwehr
Eine Brandschutztür muss „einen Feuerwiderstand von mindestens 90 Minuten aufweisen und zusätzlich rauchdicht und selbstschließend sein“, erklärt Kevin Bartke, Sprecher der Berliner Feuerwehr. In dem 1958 fertiggestellten Haus befinden sich die Hauseingangs-, Keller- und Wohnungstüren immer noch im Originalzustand. Dass sie die Anforderungen an eine Brandschutztür erfüllen, glaubt Mieter Knauf-Lapatzki nicht: „Durch den Spalt der Haustür pfeift der Wind.“
Ob und wo in einem Wohnhaus Brandschutztüren vorgeschrieben sind, steht in der Berliner Bauordnung, hängt aber auch von möglichen Brandschutzkonzepten ab. Wo aber Brandschutztüren notwendig sind, müssen sie auch regelmäßig überprüft werden. Warum hat Vonovia das bisher nicht getan?
„Die Brandschutztüren wurden früher lediglich Sichtkontrollen unterzogen“, sagt Christoph Metzner. „Um unsere Mieter:innen noch besser zu schützen, warten zukünftig Fachfirmen die Brandschutztüren, um den höchsten Sicherheitsstandard zu gewährleisten.“ Vonovia hat also entweder den Brandschutz bisher vernachlässigt oder drückt den Mieter:innen jetzt die Zusatzkosten für einen fragwürdigen Sicherheitsgewinn auf.
Jens Sethmann
01.10.2025




