Der städtebauliche Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld ist entschieden: Vier der sechs prämierten Entwürfe sehen keinerlei Bebauung vor. Dennoch verfolgt der Senat unbeirrt seine Vision von einer „behutsamen Randbebauung“.

Nach den Bürger:innen, die sich im letzten Jahr in einem Dialogprozess mit großer Mehrheit gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes ausgesprochen hatten, erteilen nun auch die Fachleute aus Architektur und Landschaftsplanung dem Senatsvorhaben eine Absage. Nur zwei der sechs Arbeiten schlagen eine Bebauung am Tempelhofer Damm vor. 2400 Wohnungen könnten so entstehen – nur halb so viele, wie sich der Senat bei seinem ursprünglichen Plan von 2014 erhofft hatte, und meilenweit davon entfernt, die Lösung für die Berliner Wohnungsnot darzustellen.
„Eine erneute Klatsche für den Senat“ nennt das Michael Efler, Sprecher für Stadtentwicklung der Linksfraktion. Sein Fachkollege von der Grünen-Fraktion, Julian Schwarze, erklärt: „Der Senat ist mit seiner Strategie gescheitert, durch einen teuren Wettbewerb eine Bebauung des Tempelhofer Feldes zu legitimieren.“

Foto: Christian Muhrbeck
Der Senat hat sich hingegen in die Randbebauung regelrecht verbissen – trotz der eindeutigen Signale aus der Bevölkerung und der Fachwelt. Der Wettbewerb war völlig unverbindlich. „Ziel war es, keine vorgefertigten Antworten zu präsentieren, sondern Raum für mutige, überraschende und auch unbequeme Ideen zu geben“, so Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD). Es wurde kein Siegerentwurf gekürt, sondern sechs gleichwertige Preise vergeben. Das ermöglicht dem Senat, sich die ihm passenden Ergebnisse herauszupicken. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, er sei weiterhin für eine Bebauung und strebe „vielleicht schon 2026“ eine Volksbefragung an. Senator Gaebler kündigt an, das Tempelhofer-Feld-Gesetz, das seit dem Volksentscheid von 2014 die Freihaltung des Feldes vorschreibt, zu ändern.
Das ruft den Widerspruch der Wettbewerbsteilnehmer hervor: „Unsere Entwürfe dürfen nicht als Vorwand genutzt werden, um das Gesetz zu ändern und eine Randbebauung auf dem Feld durchzusetzen“, erklären die vier Preisträger-Teams, die keine Bebauung vorgeschlagen haben.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND verlangt, das Feld als „großen natürlichen Kühlschrank“ zu schützen, anstatt „immer neue Planungsschleifen zu drehen“. „Die Mietentwicklung über Neubau dämpfen zu wollen, ist ein absurdes Vorgehen“, erklärt BUND-Geschäftsführerin Gabi Jung. Ihr Fazit: „Naturschutz und Lebensqualität sollen büßen für das Versagen in der Mietenfrage.“
Jens Sethmann
27.08.2025




