Eine alte Mülltonne aus Zink stimmt ketzerisch auf die Rundreise durch Berlins typischsten Mikrokosmos ein: den berühmt-berüchtigten Hinterhof. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähert sich das Stadtmuseum mit seiner Ausstellung „Berliner Höfe – Zwischen Alltag, Arbeit und Begegnung“ diesem Phänomen der kleinen Freiräume in der verdichteten Stadt.
Egal, ob Wohnhöfe, Schulhöfe, Gewerbehöfe, Atelierhöfe, Hofgärten oder Hof-Restaurants: Alle haben etwas zu erzählen jenseits ihrer Funktion als Wendefläche für die Feuerwehr oder Stellplatz für Fahrzeuge und Mülltonnen. Den Hauptteil der Ausstellung bilden rund 100 Fotografien und Grafiken, die die Atmosphäre und den Wandel der Höfe seit dem 19. Jahrhundert widerspiegeln. Am Ende der kleinen Tour fühlt es sich so an, als sei man durch Berlin geschlendert, habe hier und da zufällig neugierig ein Tor geöffnet und immer eine verborgene urbane Intimität entdeckt. Wobei der einst raue Charme der Höfe aktuell zu schwinden scheint und die durchorganisierten Funktionsbereiche die Oberhand gewinnen. Das Foto eines Neubauhofs mit Vollplattierung und Alibi-Baum dokumentiert ein heutiges Elend. Und jetzt, beim Verlassen der Ausstellung, stimmt einen der längst ausrangierte Mülltonnen-Typ doch leicht melancholisch.
js
www.stadtmuseum.de/ausstellung/berliner-hoefe
26.08.2025




