Das Drogenelend rund um das Kottbusser Tor in Kreuzberg ist eine Belastung für Anwohnende und Gewerbetreibende. Wenn man es dann noch mit einem Eigentümer zu tun hat, den am Vermieten offenbar nur das schnelle Geld interessiert, wird es unerträglich.

Das Padovicz-Haus in der Reichenberger Straße 176 ist mittlerweile ein Fall für die Bauaufsicht
Foto: Sabine Mittermeier
Die Reichenberger Straße 176 befindet sich im Auge des Orkans. Vor dem Gebäude, in dem der Drogenkonsumraum von „Fixpunkt e.V.“ untergebracht ist, sowie im Hof und im Treppenhaus werden offen Drogen konsumiert und die Notdurft verrichtet. Überall liegen Baumaterialien, Sperrmüll und Spritzen herum. Im Eingangsbereich klafft ein großes Loch in der Decke, das Concierge-Häuschen ist verwaist. Einer der beiden Fahrstühle ist seit fast einem Jahr defekt, der andere fällt immer mal wieder aus. In dem ehemaligen Seniorenwohnhaus mit rund 80 Wohnungen leben viele ältere, zum Teil pflegebedürftige Menschen. Ein Rollstuhlfahrer aus dem 9. Stock konnte wochenlang seine Wohnung nicht verlassen. In den Wohnungen selber gibt es Schimmel.
Freiwerdende Wohnungen werden seit geraumer Zeit über einen Makler als möblierte Apartments auf Zeit vermietet – zu Wucherpreisen. Mit „beeindruckender Lage“ werden sie beworben.
Inzwischen hat sich die bezirkliche Wohnungsaufsicht eingeschaltet. Nach Auskunft von Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, wurden bei einer Vor-Ort-Begehung zahlreiche Mängel festgestellt. Außerdem wurde wegen nicht genehmigter Umbauten der Gewerbegebäude ein Baustopp verhängt. Gegen die möblierte Vermietung will das Bezirksamt vorgehen. In einem Erhaltungsgebiet ist das eine ungenehmigte Nutzungsänderung.

Foto: Sabine Mittermeier
Der Eigentümer des Hauses Reichenberger Straße 176, der umstrittene Immobilienmogul Gijora Padovicz, spricht von einer Kampagne: „Es gibt keine von meiner Mandantschaft zu vertretenden Missstände“, lässt er über seinen Anwalt mitteilen. Für die Verwahrlosung am „Kotti“ sei er nicht verantwortlich.
Doch der restliche Bestand des Neuen Kreuzberger Zentrums, der inzwischen in öffentlicher Hand ist, beweist: Es geht auch anders. „Bei uns gibt es auch Probleme, aber es ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht“, sagt Wolfgang Moser vom Mieterrat NKZ. Die Gewobag sorge dafür, dass die Hauseingangstür in Ordnung ist, und es gibt einen Sicherheitsdienst. Drei Angestellte räumen von Montag bis Freitag Spritzen und anderen Unrat weg.
„Diese Zustände in der Reichenberger Straße 176 sind ein Skandal“, sagt Kerima Bouali, Bezirksverordnete der Linken. Das Bezirksamt müsse alle Hebel in Bewegung setzen, um den Eigentümer in die Pflicht zu nehmen: „Entmietung durch Verwahrlosung und befristete Vermietung zur Profitsteigerung – dieses Geschäftsmodell darf nicht aufgehen.“
Birgit Leiß
07.05.2025