Seit Monaten sind Mieter:innen am Paul-Lincke-Ufer 44a Bau- und Sanierungsarbeiten ausgesetzt. Jetzt hat die Vermieterin dafür gesorgt, dass sie nicht mehr heizen, duschen oder kochen können.

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Andreas Pirschel ist immer noch wütend. Am Telefon erzählt der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger, wie er am 11. September von entsetzten Mietern an das Paul-Lincke-Ufer 44a gerufen wurde: Bauarbeiter zerstörten gerade auf dem Dach des Vorderhauses die Schornsteine, an die ihre Gasetagenheizungen angeschlossen waren. Pirschel eilte herbei, stoppte die Arbeiten und rückte am Abend „mit Polizei, Feuerwehr und GASAG“ erneut an. „Hier hat Lebensgefahr bestanden“, sagt er. Der Grund: Die Abrissarbeiten im laufenden Betrieb hatten die Abzüge teilweise mit Schutt verstopft. Ohne Abluft hätten die Bewohner:innen durch Kohlenmonoxid vergiftet werden können.

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Pirschel musste also dafür sorgen, dass der Gasanschluss gekappt wurde. Dabei gibt es eine Modernisierungsvereinbarung zwischen der Hauseigentümerin „Cencore Berlin II GmbH & Co. KG“ und den Mieter:innen, wonach diese trotz neu gelegter Fernwärmeversorgung ihre Gasanschlüsse weiter nutzen können. Im Gegenzug stimmten sie unter anderem dem Einbau von dreifachverglasten Fenstern zu, die allerdings laut Mieter Peter Schmidt „eine Lichteinbuße von durchschnittlich 30 Prozent mit sich bringen.“
Vermutlich hatte Cencore von Anfang an nicht vor, sich an diesen Vertrag zu halten. Am 9. September teilte das Unternehmen mit, die Vereinbarung sei hinfällig. „Unsinn“, erklärt Beraterin Aliki Bürger vom Berliner Mieterverein. Sie vermittelte sofort einen Anwalt, der nun per einstweiliger Verfügung die Rechte der Mieter:innen durchsetzen will.
Seit seinem Verkauf für 17,9 Millionen Euro war das Grundstück am Paul-Lincke-Ufer 44a immer wieder in den Nachrichten. Alle Künstler:innen aus den Gewerbeeinheiten in zwei Höfen verloren hier ihre Ateliers. Es sollen Luxus-Lofts entstehen, außerdem „exklusive und hochwertige Dachgeschosswohnungen“ auf dem Vorderhaus und dem Seitenflügel, so die Vermarktung. Womöglich ist der Platz, den die Schornsteine einnehmen, wertvolles „Bauland“.
Bis Redaktionsschluss war der Kampf der Mieter:innen um ihre Gasversorgung noch nicht entschieden. Cencore hat jedoch schon wieder neue Fakten geschaffen und die Toilettenfenster zum Hof zumauern lassen.
Carola Rönneburg
28.11.2025




