Manche:r vermietet die selber angemietete Wohnung für eine höhere Miete unter. Ist das legitim?
Der Blick auf den Hauptmieter ist rigoroser als auf den Vermieter
Vermieter:innen werden gemeinhin in zwei Gruppen eingeteilt: Diejenigen, die den höchsten Profit aus ihren Mieter:innen herauspressen, sie schikanieren oder vielleicht sogar aus der Wohnung drängen wollen, werden zurecht als „böse Vermieter:innen“ bezeichnet.
Der Blick auf den Hauptmieterist rigoroser als auf den Vermieter

Die anderen aber, die sich mit einem nicht überhöhten Gewinn begnügen und auch sonst fair sind, gelten als „gut“. Niemand würde von ihnen verlangen, dass sie auf Gewinn völlig verzichten. Doch sobald ein:e Mieter:in in die Lage kommt, selbst Wohnraum anzubieten, indem sie untervermietet, radikalisieren sich die Beurteilungen. Nun wird verlangt, dass auch im Untermietverhältnis die Mietpreisbremse einzuhalten ist und kein „Gewinn“ mit der Untervermietung gemacht werden darf“. Warum dieser moralische Rigorismus? Oft ist es ja gerade Geldmangel, etwa durch Arbeitslosigkeit, der dazu zwingt, unterzuvermieten. Oder man kann sich die Wohnung selbst nur leisten, indem eine Untermieterin einen größeren Anteil übernimmt. Unter Paaren oder Freund:innen wird so etwas ja sogar oft abgesprochen. Aber auch unter Fremden: Solange nicht wahrheitswidrig behauptet wird, die Miete gleich aufzuteilen, hat zumindest das Mietrecht nichts dagegen. In manchen Mietverträgen wird übrigens ein Aufschlag verlangt, wenn man genehmigt untervermieten möchte. Zumindest diesen kann man doch in voller Höhe auf Untermieter:innen weitergeben, um selbst nicht mehr bezahlen zu müssen, ohne als unredlich zu gelten. Die Zahl derjenigen, die aus der erhöhten Untermiete ein Geschäftsmodell machen, dürfte verschwindend gering sein. Es kommt sicherlich auf den Einzelfall an, aber die pauschale Verdammung jeglichen Aufschlags auf die Miete erscheint mir ungerechtfertigt zu sein. Am Ende würde es die Misere auf dem Wohnungsmarkt doch auch nicht bessern, wenn alle Hauptmieter:innen nur den der Hauptmiete entsprechenden Anteil verlangen würden.
Eine Hintertür offen lassen ist verständlich – ein Geschäft zu machen schäbig

Auch bei Mieter:innen kommt es leider immer mehr in Mode, mit der Wohnung ein Geschäft zu machen. Wer heutzutage mit dem Partner zusammenzieht oder einen Job in Leipzig annimmt, gibt die Wohnung nicht auf, sondern vermietet sie unter – schon um sich ein Hintertürchen offen zu lassen. Soweit, so verständlich. Dass man dann vielleicht 50 Euro für höhere Heiz- und Stromkosten und die Abnutzung der Möbel draufschlägt – geschenkt. Aber dass Leute, die dank altem Mietvertrag noch eine günstige Miete haben, ungeniert das Doppelte nehmen nach dem Motto „…machen doch alle“, ist schäbig. Dass der New-York-Aufenthalt aus dem Gewinn aus der Untervermietung finanziert wird oder sich Alleinerziehende von zwei Untermieter:innen die Miete für die gesamte Vierzimmerwohnung bezahlen lassen, finde ich schlicht unsolidarisch. Für die Studentin aus Indien oder all diejenigen, die sich von einem Untermietvertrag zum anderen hangeln, dürfte es egal sein, bei wem sie mieten. Aber immerhin bietet der „professionelle Geier“ in der Regel wenigstens ein gesichertes Mietverhältnis, inklusive Anmeldung und Kündigungsschutz statt Versteckspiel am Briefkasten und Rauswurf, wenn die illegale Vermietung auffliegt. Denn viele dieser Untervermietungen sind gar nicht vom Vermieter genehmigt, wie der häufige Zusatz „leider keine Anmeldung möglich“ in den Inseraten belegt. Dass zudem auch bei Untervermietung die Mietpreisbremse gilt und dass Mieteinnahmen oberhalb des Selbstkostenpreises zu versteuern sind, wissen (und beachten) die wenigsten.
Eine Hintertür offen lassen ist verständlich – ein Geschäft zu machen schäbig
Aber lenkt diese Debatte nicht von den eigentlichen Problemen auf dem außer Rand und Band geratenen Mietwohnungsmarkt ab? Ist es nicht viel schlimmer, dass prekär Beschäftigte zu sechst in einer verschimmelten Zweizimmerwohnung hausen müssen, und das zu Wucherpreisen? Das eine entschuldigt nicht das andere, finde ich. Für mich ist es eine Frage der Solidarität, sich nicht an anderen Mietenden zu bereichern.
29.08.2025




