Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt setzt sich für weniger Vorgaben beim Hochhausbau ein. Auf der 101. Sitzung des Baukollegiums, das den Senat berät, stellte sie die Vorschläge für drei Hochhäuser an der Warschauer Brücke vor. Nicht jeder reagierte erfreut.

Foto: Sabine Mittermeier
Die Initiative „Kiez ohne Klotz“ aus dem Rudolfkiez in Friedrichshain kämpft gegen überdimensionierte Bauprojekte und für eine Stadtentwicklung, die Rücksicht auf die Anwohnerinnen und Anwohner nimmt. Nach der Sitzung des Baukollegiums zeigt sich die Gruppe irritiert und besorgt: Statt einer klaren Begrenzung auf 90 Meter soll das geplante Hochhaus in der Rudolfstraße nun ganze 167 Meter hoch werde – und damit zum zweithöchsten Gebäude Berlins aufsteigen.
„Mit jeder neuen Präsentation wächst das Gebäude, während von behutsamer Einbindung in den Ort die Rede ist“, kritisiert die Initiative. Sie fordert echte Beteiligung der Öffentlichkeit und sozial verträgliches Bauen statt einer Stadtentwicklung hinter verschlossenen Türen. Hintergrund ist ein Werkstattverfahren, das dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vom Berliner Senat entzogen wurde. Während Baustadtrat Florian Schmidt ursprünglich ein flaches Gewerbequartier vorgesehen hatte, plant die Atrium Development GmbH nun ein schmales Hochhaus mit zwei Drittel Wohnnutzung, davon 30 Prozent sozialer Wohnungsbau. Das Baukollegium, das zuvor eine maximale Höhe von 90 Metern befürwortet hatte, zeigte sich gespalten.

Proteste gegen die hochfliegenden Pläne von Investoren und Senat
Foto: Peter Homann/Gegendruck
Einige Mitglieder äußerten Zweifel, ob die teuren Wohnungen überhaupt in den Kiez passen. Für Schmidt ist die Verdopplung der Höhe ein Skandal und eine Missachtung der Fachgremien. Der Senat zerstöre mit solchen Entscheidungen das Vertrauen in transparente Verfahren. Neben dem Projekt an der Rudolfstraße wurde auch über „The HUB“, ein weiteres Hochhaus mit 120 Metern Höhe an der Warschauer Brücke, beraten. Hier empfahl das Gremium eine flachere Lösung mit stärkerer Einbindung des Bezirks. Für die Initiative „Kiez ohne Klotz“ ist das ein Hoffnungsschimmer. Sie will weiter Druck machen, damit der „Hochhauswahn“ kein Verlust des Kiezcharakters zur Folge hat. Statt Wolkenkratzer fordert sie bezahlbare Wohnungen, Grünflächen und lebendige Nachbarschaften – eben einen Kiez ohne Klotz.
Stefan Klein
30.10.2025




