Berlin droht eine Abrisswelle. Nicht nur Mietshäuser sind bedroht, auch stadthistorisch bedeutsame Gebäude wie das SEZ oder der Mäusebunker der Charité. Doch der Widerstand formiert sich, wie eine Veranstaltung der Hermann-Henselmann-Stiftung am 10. September zeigte.

Foto: Nils Richter
„Abriss war gestern schon scheiße“ stand auf dem Banner im voll besetzten Saal der Stadtwerkstadt in der Karl-Liebknecht-Straße. Hier musste niemand davon überzeugt werden, dass die Vernichtung von Bausubstanz ökologisch unsinnig ist. Im Mittelpunkt stand vielmehr die Frage: Wie können Abrisse verhindert werden? „Das Mietrecht ist eine starke, oft unterschätzte Waffe“, betonte Sebastian Bartels von der Geschäftsführung des Berliner Mietervereins (BMV). Wenn Mieter:innen standhaft bleiben, können Abrisse oft abgewehrt werden, wie das Beispiel Habersaathstraße zeigt. „Abriss führt immer zu Verdrängung und vernichtet preiswerten Wohnraum“, so Bartels. Das größte Abrissvorhaben in Berlin ist derzeit der Hafenplatz mit rund 720 Wohnungen. Matthias Grünzig von der Initiative Offene Mitte Berlin sprach sich dafür aus, den pyramidenförmigen Komplex behutsam zu sanieren und als Modellprojekt für die Bauwende zu entwickeln. Dass selbst Denkmalschutz nicht vor Abriss schützt, zeigt das historische Ensemble in der Görresstraße 21/23. Hier setzt sich eine Nachbarschaftsinitiative für den Erhalt ein.
Auf dem Podium waren sich alle einig, dass es sich lohnt, zu kämpfen. „Sich vernetzen und Bündnisse schmieden“, lautete der Rat. Architekturtheoretiker Prof. Alexander Stumm von der „Anti-Abriss-Allianz“ appellierte an die Zivilgesellschaft, die Planung nicht den Expert:innen zu überlassen, sondern sich einzumischen.
Birgit Leiß
www.abriss-atlas.de
01.10.2025




