Hindernislauf durch Baumaterial und Schutt, täglicher Lärm, allgegenwärtiger Dreck, und dann verschwinden auch noch unvermittelt Wände in der Spenerstraße.

Foto: Sabine Mittermeier
Seit September 2024 ist das Haus Spenerstraße 23 a-e mit mehr als 100 Wohnungen eine Großbaustelle. Das im Blockinnenbereich liegende Grundstück gleicht einem Baustofflager und einer Bauschutthalde. Vor den Eingängen muss man manchmal über herumliegende Gerüstteile steigen, Farbe und Mörtel kleckern von oben herab. Die Menschen mit Handicaps in den behindertengerechten Erdgeschosswohnungen brauchen deshalb oft Hilfe, um das Haus zu verlassen, ihre Terrassen können sie schon seit über einem Jahr nicht mehr nutzen. Einen Monat lang war die Zufahrt des Hauses so blockiert, dass der Müll nicht abgeholt werden konnte. Zudem haben offenbar Bauarbeiter über längere Zeit den Keller als Toilette missbraucht.
Der bisherige Tiefpunkt: Als die Bauarbeiter zum angekündigten Fensteraustausch anrückten, rissen sie gleich die ganze Außenwand zum Balkon ab. Markus F.* war geschockt: „Damit hat keiner gerechnet.“ In der Modernisierungsankündigung war von einem Wandabriss keine Rede. Die neuen Fenster wurden dann mit Wandmodulen eingesetzt, die nicht richtig passen. Mit den Nacharbeiten für saubere Wandabschlüsse wurde er auf unbestimmte Zeit vertröstet.

„Bestmögliche „Ausführungsvariante“: Statt einfach die Fenster zu tauschen, haben die Bauarbeiter die ganze Außenwand abgerissen
Foto: privat
Seinen durch das Baugerüst verdunkelten und mit Baumaterial verstellten Balkon darf Mieter F. bis September nicht nutzen. Die Wasserversorgung war schon mehrmals unangekündigt unterbrochen.
Die Hausverwaltung, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen will, betont, dass bei der Baustelleneinrichtung „alle relevanten Sicherheitsstandards“ eingehalten wurden. „Die Wege werden stets freigehalten und es wird auf Sicherheit und Sauberkeit geachtet“, erklärt der Niederlassungsleiter, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte. Der Wandabriss sei die „bestmögliche Ausführungsvariante“ und „in der Ausführung angekündigt“ worden.
Bei Beginn der Arbeiten schrieb die Hausverwaltung den Mieter:innen: „Für etwaige Beeinträchtigungen möchten wir Ihnen die Entschädigung in Form einer Mietminderung gewähren.“ Auf die angekündigten Angebote warten die Mieter:innen seit Monaten. Auf MieterMagazin-Nachfrage teilte die Hausverwaltung mit, dass nun „weitgehende Planungssicherheit zu Ausführungszeiträumen“ bestehe und deshalb „entsprechende Angebote erstellt“ werden. „Es entsteht kein Nachteil aus Verzögerung in dieser Hinsicht.“ Auf die Höhe des Mietminderungsangebots darf man gespannt sein.
Jens Sethmann
* Name geändert
27.05.2025