Gehe in das Gefängnis! Rücke vor bis zur Schloßstraße. Der Ton im Spiel ist rüde, spärlich, keine höfliche Bitte – es ist die knallharte Sprache, mit der das Geld die Welt regiert.

4000 Euro „im vorübergehen“ –woher hatten die Monopoly-Urheber nur diese Idee?
Foto: Christian Muhrbeck
Wer denn nun die Erfindung des Monopoly-Spiels auf seine Fahnen schreiben kann, darüber ist sich auch der leider schon verstorbene Kunst- und Architekturhistoriker Andreas Tönnesmann nicht ganz sicher: Ist es der Quäkerin Lizzie Magie Phillips (1866-1948) mit ihrem quadratischen „The Landlord’s game“, einem Patent von 1904, zu verdanken, dass das Spiel ohne Vergnügungsstätten, Fabriken, also weltlich-urbanen Einrichtungen auskommt? Oder ist Monopoly doch ein Produkt der US-amerikanischen Börsencrashjahre des 20. Jahrhunderts, als Charles Darrow für sein Plagiat 1935 bei den Parker Brothers einen Vertrag unterzeichnet?
In Nazi-Deutschland war das stabile, qualitativ hochwertige Spiel zumindest in der Goebbels-Familie mehr als unbeliebt, denn statt wie später die Schloßallee stand Schwanenwerder in Berlin-Wannsee auf dem Spielbrett: die zwangsweise arisierte Villa des Propagandaministers, seiner Frau und seiner fünf Kinder konnte man auf dem Spielbrett für 8000 Reichsmark erwerben. Im Kalten Krieg galt Monopoly im Osten als verpönt, doch von reiselustigen Großmüttern hinter den Eisernen Vorhang geschmuggelt, trat das Spiel auch dort seinen Siegeszug an. Nur ein Spiel? Oder eine Geisteshaltung?
Tönnesmann verweist auf all die linken Anti-Monopoly-Versionen, etwa „provopoli“, Untertitel „Wem gehört die Stadt?“. Doch in seiner wahrlich wissensfundierten Abhandlung über die Geschichte der idealen Stadt, von den Anfängen eines Stadtplans auf einer Tonscherbe bis hin zum Monopoly-Spiel als kulturelles Phänomen, das die kulturgeschichtlichen Versionen der Moderne aufnimmt – nicht nur hier brilliert Andreas Tönnesmann sprachlich mehr als elegant.
Silke Kettelhake
Monopoly – Das Spiel, die Stadt und das Glück
Berlin 2011/2014
07.05.2025