Die Likedeelerei aus Hamburg erwirbt Wohnungen und Häuser, teilweise über das Vorkaufsrecht der Mieter:innen, um sie langfristig dem spekulativen Immobilienmarkt zu entziehen. Angewiesen ist sie dabei auf Menschen, die diese Idee unterstützen.

Foto: Likedeelerei
Da gibt es das Beispiel der Eigentümerin, die eine Zweizimmerwohnung in Altona zu einem fairen Preis angeboten und sogar Ratenzahlung akzeptiert hat. Oder die drei Schwestern, die ihr geerbtes Haus in gute Hände geben wollten. In einigen Fällen wurde auch Mieter:innen der Kaufpreis vorgestreckt, damit sie ihr Vorkaufsrecht bei Verkauf der Wohnung ausüben konnten. Anschließend wurden die Häuser der GmbH der „Likedeelerei – Syndikat für solidarisches Wohnen“ überschrieben. Da somit doppelte Grunderwerbsteuer anfällt, rechnet sich das nur, wenn der Kaufpreis stimmt, wie Simon Stülcken vom Kollektiv erklärt: „Wir finanzieren das über Direktkredite von Privatpersonen. Eine halbe Million Euro einzusammeln und dann auch noch günstige Mieten zu kalkulieren – das funktioniert nicht.“ Ziel sind Mieten unterhalb des Mietspiegels, etwa 8,50 Euro netto pro Quadratmeter.

Foto: Likedeelerei
Die Likedeelerei (das Wort ist plattdeutsch und bedeutet „Gleichteiler“) versteht sich als Schwester des Mietshäuser Syndikats (MHS). Die Nachteile beim MHS seien, so Stülcken, dass es sich an „Leute mit Kohle und Know-how“ richtet. Zielgruppe der Likedeelerei sind dagegen Menschen mit erschwertem Zugang zum Wohnungsmarkt, vor allem Geflüchtete und Roma-Familien. Anders als beim MHS erwirbt die Likedeelerei die Wohnungen selber und übernimmt auch die Verwaltung, so dass die Hausgemeinschaft weder die Finanzierung noch die Verwaltung stemmen muss. Das rechtliche Konstrukt stellt sicher, das ein Weiterverkauf ausgeschlossen ist. Eigentümerin ist eine GmbH mit zwei Gesellschafter:innen: einem Verein, in dem auch Mieter:innen Mitglied werden können, und der Syndikatsstiftung mit Vetorecht.
Nach dem gleichen Modell arbeitet der Verein „Wohnraum für alle“ in Berlin. Zehn Wohnungen in Spandau und Friedrichshain konnten inzwischen erworben werden. Mit dem gestreckten Vorkaufsrecht habe es dagegen nie geklappt, weil die Preise viel zu hoch waren, erklärt Robert Vietzke.
Birgit Leiß
Über „Wohnraum für alle e.V.“ hat das MieterMagazin in Ausgabe 9/21 berichtet.
Der Verein sucht noch Engagierte, die mitarbeiten wollen, etwa bei der Wohnungsakquise oder der Öffentlichkeitsarbeit.
Kontakt: wfaev@posteo.de
Info: www.wohnraum-fuer-alle.org
Website der Likedeelerei:
www.likedeelerei.org
24.06.2025