Der vor zwei Jahren im Rahmen eines Pilotprojekts beschlossene Treuhändereinsatz für ein „Geisterhaus“ in Friedenau steht auf der Kippe. Offenbar will der Bezirk keinen Präzedenzfall schaffen.

Mit fantasievollen Aktionen machen die Bewohner:innen auf das Geisterhaus in Friedenau aufmerksam
Foto: Sabine Mittermeier
„Wir sind entsetzt“, sagt Ingrid Schipper von der Nachbarschaftsinitiative Friedenau, die sich seit neun Jahren unermüdlich für die Rettung des Eckhauses Odenwaldstraße 1/Stubenrauchstraße 69 einsetzt. Auf eine Einwohner:innenanfrage teilte Eva Majewski (CDU), seit 2023 Stadträtin für Stadtentwicklung in Tempelhof-Schöneberg, kürzlich mit, es sei noch nicht „abschließend entschieden“, ob ein Treuhänder eingesetzt oder eine Ersatzvornahme durch den Bezirk durchgeführt wird. „Abgesehen davon, dass diese Methode schon immer möglich gewesen wäre, hieße das jahrelanger weiterer Verfall“, sagt Ingrid Schipper. Denn die Eigentümerin soll in Vorleistung gehen. Wenn sie das nicht kann, droht eine Zwangsversteigerung. Ein neuer Investor könne das Haus sogar abreißen, befürchtet die Initiative. Dabei hat der Senat den Bezirken im Rahmen des Pilotprojekts finanzielle Unterstützung zugesagt. Auch in diesem Fall könnte der Bezirk – wenn denn der politische Wille vorhanden wäre – endlich loslegen und nach erfolgter Sanierung zudem Mieteinnahmen generieren.
Gegenüber dem MieterMagazin betont die Stadträtin, dass ihre Antwort keine Absage für das Treuhändermodell bedeutet: „Wir sind derzeit in intensiver Abstimmung mit einem möglichen Treuhänder, dem Senat sowie anderen Bezirken mit Problemimmobilien“. Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass das Land Berlin nicht auf den Kosten sitzen bleibt.
Die Frage ist nur: Wie lange ist das seit mehr als 20 Jahren leerstehende Jugendstilhaus noch zu retten? „Wir geben nicht auf“, sagt Ingrid Schipper.
Die Initiative lässt sich immer wieder kreative Aktionen einfallen, um auf den Skandal aufmerksam zu machen.
Birgit Leiß
07.05.2025