In Berlin sind laut einer neuen Studie des Senats rund 10.000 queere Menschen wohnungs- oder obdachlos. Insbesondere trans-, inter- und nicht-binäre Personen sind überproportional betroffen. Die bestehenden Hilfsangebote sind oft nicht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten.

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Die Datenlage zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit innerhalb der LGBTI-Community war bisher äußerst dürftig. „Mit der Studie schließen wir eine Erkenntnislücke, und die erste Erkenntnis lautet: Wir müssen queere Menschen noch besser vor Wohnungslosigkeit schützen“, erklärte Cansel Kiziltepe, Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung. Die Untersuchung beruht auf einer Online-Befragung von 179 Personen, neben Betroffenen vor allem Expert:innen, wie zum Beispiel Mitarbeitenden der Wohnungsnotfallhilfe. Deutlich wird: LGBTI-Personen haben ein besonders hohes Risiko, wohnungs- oder obdachlos zu werden. So verlieren Jugendliche oft ihr familiäres Zuhause beim Coming Out. Dazu kommen Konflikte im Zusammenhang mit der Transition (Geschlechtsanpassung), die oft zum Bruch mit dem Familien- und Freundeskreis führen.
Währenddessen sind die bestehenden Angebote der Wohnungsnotfallhilfe kein diskriminierungsfreier Raum und werden von den Betroffenen daher nur zögerlich angenommen. Fast alle Befragten berichteten von Diskriminierungserfahrungen. Zwar gibt es in Berlin seit einigen Jahren spezifische Angebote für die Community, etwa die Beratungsstelle Queerhome* und Housing First Queer. Doch das reicht nicht aus. Insgesamt fehle es an sicheren Räumen und an Offenheit und Akzeptanz gegenüber sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den gemischten Einrichtungen, so die Forscher:innen. Eine der wichtigsten Empfehlungen der Studie ist daher die Schaffung einer LGBTIQ-spezifischen Willkommenskultur als Teil einer queer-inklusiven Wohnungsnotfallhilfe. Dazu bedarf es speziell geschulter Fachkräfte. Gefordert wird außerdem eine ganzjährig geöffnete queersensible Notübernachtungsmöglichkeit.
Birgit Leiß
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22.01.2025