Ob achtlos oder mit Absicht: Wer künftig Müll im Straßenraum hinterlässt, muss dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Der Berliner Senat hat einen neuen Bußgeldkatalog auf den Weg gebracht.

Foto: Nils Richter
Für die auf die Straße geschnippte Zigarettenkippe werden künftig 250 Euro statt bisher 55 Euro fällig. Hinterlassener Hundekot, bisher ebenfalls mit 55 Euro geahndet, schlägt künftig mit 100 bis 350 Euro zu Buche. Richtig teuer werden abgestellte Altreifen mit 700 Euro pro Stück. Noch kostspieliger ist Sperrmüll mit 1500 bis 11 000 Euro (bisher 150 bis 500 Euro). Neu ist, dass auch die beliebt-berüchtigten „Zu verschenken“-Kisten künftig auch eine bußgeldbewehrte Ordnungswidrigkeit darstellen. Wann der Katalog in Kraft tritt, ist noch unklar. Zunächst soll er dem Rat der Bürgermeister vorgelegt werden.
Expert:innen blicken mit gemischten Gefühlen auf die geplante Regelung. BMV-Geschäftsführerin Wibke Werner sagt: „Noch so hohe Bußgelder können nur dann zum Erfolg führen, wenn Verstöße auch wirksam geahndet werden – das dürfte bei illegal entsorgtem Müll im Straßenland sehr schwierig sein.“ Wirksamer wäre es nach ihrer Meinung, wenn Menschen sich mit ihrem Kiez identifizieren und mitverantwortlich für ein gepflegtes Umfeld fühlen.
Ähnlich sieht es Tobias Quast-Malur, Referent für Abfall- und Ressourcenpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): „Die Erhöhung der Bußgelder ist eine mögliche Maßnahme zur Bekämpfung der Vermüllung in Berlin – sie wird jedoch weitgehend wirkungslos bleiben, wenn die Chance, erwischt zu werden, weiterhin so gering bleibt.“ Jüngst hat eine Anfrage zur Vermüllung in Reinickendorf ein anschauliches Beispiel geliefert: 2024 wurden dort bis Ende November über 6600 Müllablagerungen gemeldet – in nur 30 Fällen konnten die Täter ermittelt und ein Bußgeld verhängt werden.
Die Senatsverwaltung für Umwelt verweist auf Anfrage darauf, dass man auf Aufklärung in Form von Kampagnen und Clean-ups sowie Angebote zur legalen Entsorgung setze.
Katharina Buri
„Daten und Fakten zur Stadtsauberkeit“ der Senatsverwaltung unter:
www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/sauberes-berlin/stadtsauberkeit/daten-und-fakten
Unter www.berlin-plastikfrei.de informiert der BUND Berlin über die Initiative zur Besteuerung von Einweg- und To-Go-Produkten.
01.10.2025




