Noch immer werden in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 50.000 Gebäude abgerissen – und das mitten in der Klimakrise. Jeder Abriss setzt die im Baumaterial gebundene „graue Energie“ als CO₂ frei. Mehr als die Hälfte des gesamten Müllaufkommens ist Bauschutt.

Dennoch werden Häuser wie Wegwerfprodukte behandelt. Das Buch „Die Abrissfrage“ ist ein Plädoyer für das Stehenlassen. Anhand vieler Beispiele aus ganz Deutschland zeigen die Autor:innen, welche technischen, wirtschaftlichen und ideologischen Gründe für Abrisse herangezogen werden. Besonders die Gebäude der Nachkriegszeit stehen unter Druck. Der letztlich erfolglose Kampf für den Erhalt des Hochhauses An der Urania 4-10 lässt beispielhaft erkennen, wie verbissen die Berliner Politik an einmal getroffenen Abrissentscheidungen festhält. Ein Beitrag über den Abriss einfacher Wohnhäuser und die anschließende Luxus-Neubebauung in Berlin zeichnet die verheerenden sozialen Folgen nach. Außerdem wirft das Buch einen Blick zurück auf das Entstehen der Anti-Abriss-Bewegungen in den 60er und 70er Jahren. Aufschlussreich sind die Steckbriefe von 64 kürzlich abgerissenen oder vom Abriss bedrohten Gebäuden in Berlin, Brandenburg, Kassel und München mit ihren meist nur lokal bekannten Geschichten.
bl
24.06.2025