Wer sich in Berlin niederlassen will, braucht eine offizielle Meldeadresse. In der Wohnungskrise ist das für viele aber eine hohe Hürde. Eine Initiative fordert deshalb: „Anmeldung für alle“.

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Nach einem Umzug muss man sich mit seiner neuen Adresse im Bürgeramt anmelden. Dazu braucht man eine Unterschrift der Vermieterin auf der sogenannten Wohnungsgeberbestätigung. Diese ist für viele Zuziehende nicht zu bekommen, denn viele von ihnen sind wegen der Wohnungsknappheit oft gezwungen, teure Kurzzeitmietverträge zu akzeptieren und „unter der Hand“ bei Bekannten oder zur Untermiete zu wohnen.
Ohne Meldeadresse kann man aber weder ein Bankkonto eröffnen noch eine Steuernummer bekommen und nur mit Schwierigkeiten einen Arbeitsvertrag unterschreiben, einer Krankenversicherung beitreten oder staatliche Leistungen beantragen. Ohne Arbeitsvertrag hat man wiederum kaum eine Chance, eine reguläre Wohnung mit Anmeldung anzumieten – ein Teufelskreis. Das betrifft vor allem Zuwandernde aus dem Ausland. Deutsche können sich meistens damit behelfen, dass sie ihre alte Adresse als Wohnsitz beibehalten, etwa in ihrem Elternhaus – auch wenn das nicht ganz ordnungsgemäß ist.
Einige Skrupellose versuchen nun, von dieser Not zu profitieren, indem sie bloße Meldeadressen für 100 Euro im Monat vermieten. Dafür gibt es keinerlei Wohnmöglichkeit, sondern nur eine Wohnungsgeberbestätigung und ein Namensschild an einem Berliner Briefkasten. Die Initiative Ciudad Migrante hat Ende 2023 zusammen mit zwei Dutzend Migrantenorganisationen die Kampagne „Anmeldung für alle“ gestartet. Gefordert wird eine Entkriminalisierung von Scheinanmeldungen und eine universelle Anmeldestelle. „Dort sollen sich alle anmelden können, die noch eine Wohnung suchen, sie sollen dort Post empfangen können und alle mit einer Anmeldung zusammenhängenden Rechte erhalten“, erklärt Luiza von Ciudad Migrante im Interview mit dem Newsletter des Berliner Mietervereins.
Jens Sethmann
22.01.2025